Verbandsliga Südbaden 
Offenburger FV: Trauer um Paul Leinz
Paul Leinz lebt nicht mehr. Bildquelle Herbert Gabriel

Paul Leinz, ein Urgestein des Offenburger FV, lebt nicht mehr. Der langjährige Spielausschussvorsitzende starb im Alter von 85 Jahren. 

Mindestens einmal im Jahr, meist sehr früh morgens, klingelte das Telefon und dann meldete sich dieser sächselnde Akzent: »Guten Tach, Leinz am Apparat ...!« Dann war klar: Es gibt wieder ein Treffen in Sachen OFV - 84er-Helden oder die ganz Alten aus den 1960er- und 70er-Jahren. Aber diese Stimme wird sich jetzt nicht mehr melden. Denn Paul Leinz, das Funktionärsurgestein von der Badstraße, ist am Freitag im Alter von 85 Jahren gestorben. Nach kurzer, schwerer Krankheit.
Leinz, in Moldawien geboren, war beim Offenburger FV vielerlei: Trainer der 2. Mannschaft, der A-Jugend - vor allem aber Spielausschussvorsitzender, was dem heutigen Begriff Teammanager recht nahe kommt. Nach der Umsiedlung 1942 lernte er zunächst  in Eilenburg bei Leipzig seine Frau kennen, ehe es dann noch vor dem Mauerbau nach Offenburg ging.

OFV eine Herzensangelegenheit
Dort spielte sein Bruder Waldemar Leinz beim OFV, während es Paul beruflich bei »Tesa« zum Abteilungsleiter brachte. Beim OFV gehörte er ab 1982 zur Vorstandschaft und erlebte die wohl heißeste Saison der Vereinsgeschichte ganz nah am Geschehen auf der Bank. »Er hat sich total eingebracht - der OFV war für ihn eine echte Herzensangelegenheit. Ich habe Paul damals nie in Zivil gesehen, nur in OFV-Klamotten«, sagt Alfred Metzler, der diese Spielzeit als Verteidiger begann und als Coach beendete.

Vier Trainer in einer Saison: 1983/84 war an der Badstraße das ganz große Kino geboten. Mit der vielleicht besten Mannschaft, die der OFV je hatte, missriet der Start total. Klaus Blawert musste gehen, ein Profi musste her. Der hieß Manfred Krafft - und blieb keine drei Wochen. Leinz war es, der am 3. November 1983 um 6 Uhr morgens völlig konsterniert die Kündigung am Telefon entgegennahm. Der charismatische »Kalla« Bente wurde anschließend Teamchef, machte aus einem komplizierten Geflecht von fast untrainierbaren Stars wieder eine Mannschaft, verunglückte aber am 25. Januar 1984 tödlich mit dem Auto.

1991 war Schluss
Dann übernahm Metzler - mit Leinz als Unterstützer. Und die Saison endete im Triumph - mit dem Gewinn der deutschen Amateurmeisterschaft vor 9000 Zuschauern im Karl-Heitz-Stadion.
Leinz, der stets eine große Nähe zum OFV-Vorsitzenden und Mäzen Louis Fischer hatte, blieb auch noch Spielausschussvorsitzender, als die goldenen Zeiten zu Ende gingen und mit Beginn der Steueraffäre der rasante Verfall begann. Erst am 9. März 1991 ging er von Bord, als ihn der damalige Kurzzeittrainer Octavian Popescu von einer Mannschaftssitzung ausgeschlossen hatte.
Paul Leinz lebte in seinem Haus in Offenburg-Weier und hatte große Freude daran, die 84-Helden oder andere Spieler mit ihren Frauen immer wieder zu jährlichen Treffen zusammenzubringen. Das letzte davon fand im November 2017 statt. Was jetzt daraus wird, weiß noch niemand. Denn am Telefon sagt keiner mehr: »Leinz am Apparat....!«


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