Der 39-jährige Coach ist selbst überrascht, wie schnell »die Anpassung an die neue Liga gelungen ist«, erklärte er im Interview. Mit dem Auftritt bei seinem Heimatverein TuS Durbach startet der »Herbstmeister« am kommenden Wochenende in die Rückrunde.
Dreimal in Folge ist der SV Oberachern II aufgestiegen, von der Kreisliga B in die Landesliga durchmarschiert. Jetzt ist man auch hier »Herbstmeister«. Hat auch Sie der Höhenflug überrascht?
Stefan Geppert: Natürlich sind wir überrascht wie schnell uns die Anpassung an die neue Liga gelungen ist. Dass in der Landesliga der Fokus noch mehr auf den spielerischen Komponenten liegt, kommt uns offensichtlich entgegen. Allerdings definieren wir unsere Arbeit im Trainerstab und mit der Mannschaft unabhängig von Tabellenplätzen.
Solch eine Platzierung euphorisiert natürlich das Umfeld, vor allem die Fans. Wie gehen Trainer und Spieler mit solch einer Erwartungshaltung um?
Geppert: Wir können unsere Leistungen ganz gut einordnen. Wir heben weder jetzt ab, noch malen wir schwarz, wenn wir mal eine Leistungsdelle oder weniger überzeugende Auftritte haben. Zuletzt hatten wir in den Spielen einen Altersdurchschnitt unter 20 Jahren, sodass hier Fehler im Spiel, der Taktik oder den Entscheidungen passieren. Diese Fehler dürfen unsere Jungs machen, denn wir erkennen, dass sie aus ihren Fehlern lernen wollen und sie ehrgeizig sind, ihre Fehler im Spiel zu minimieren.
Manche sagen, der Stefan Geppert hat es ja einfacher als andere Kollegen, kann immer wieder Oberligaspieler einsetzen. Wie begegnen Sie solchen Aussagen?
Geppert: Begegnen muss ich solchen Aussagen nicht, denn es ist eben so in Oberachern. Das hat sich der Verein, meine Trainerkollegen und die Spieler in den letzten Jahren erarbeitet. Wenn Spieler aus dem A-Kader in der Landesliga eingesetzt werden, stehen sie zwar namentlich auf dem Platz, doch es ist sowohl für den Spieler als auch das Landesliga-Team nicht immer einfach, die Erwartungen zu erfüllen, denn meist sind diese Spieler nicht im Rhythmus, da sie verletzt waren oder wenig Einsätze hatten. Ausserdem muss bei dem ein oder anderen immer Aufbauarbeit geleistet werden, denn jeder will am Wochenende im Oberliga-Kader stehen. Aber wir haben das bisher sehr gut hinbekommen und gemeistert.
Wie viele Spieler sind in den 15 Vorrunden-Partien zum Einsatz gekommen und wie viele gehörten wirklich zum Stamm des Oberliga-Kaders?
Geppert: Bisher haben wir 34 Spieler eingesetzt, darunter alle fünf Torhüter. Wie viele aus dem Oberligakader, die zum Stamm zählen, ist schwer zu identifizieren, denn der Übergang ist fließend und hängt von Verletzungen ab. Es gibt aber sicherlich Spieler, wie Anthony Descherf, Sebastian Noe, Cedric Krebs, Markus Feger, Daniel Filkovic und Mathieu Krebs, die den Weg über das Perspektivteam in den Oberligakader geschafft haben und immer wieder »pendeln«. Dazu sind aktuell Kemal Sert (studiert in Villingen) und Andi Volk nach Verletzung ab und zu im Landesliga-Kader.
Sie sind ja auch durch ihre Durbach-Zeiten und später beim SV Sinzheim ein Kenner der Landesliga. Wie stark ist diese in diesem Jahr einzuschätzen?
Geppert: Auch darüber wird immer wieder viel diskutiert und philosophiert. Ich nehme wahr, dass früher mehr Mannschaften in dieser Liga selbst aktiv das Spiel in die Hand nehmen wollten. Heute wird verstärkt eine Philosophie verfolgt, die auf ein Abwarten der Fehler des Gegners ausgerichtet ist. Weiter nehme ich wahr, dass der Sprung, aus dem zuvor genannten Grund, in die Verbandsliga größer geworden ist, denn da überwiegt der Fokus auf aktiver Spielführung mit schnellem Umschaltspiel, höherer Intensität und körperlicher Robustheit.
Wie wurde der inoffizielle Herbstmeister-Titel gefeiert, mit Bier oder Durbacher Wein?
Geppert: Mit der Mannschaft am Montagabend nach dem Training mit Bier und am Sonntag - nach Eintrudeln des Oppenau Ergebnisses in Rastatt - mit meiner Frau mit einem Glas Sekt.
Was hat Sie in der Vorrunde am meisten überrascht?
Geppert: Wie schon gesagt, wie schnell wir in der Liga angekommen sind, dass wir noch unberechenbarer geworden sind aufgrund taktischer Flexibilität, Verteilung der Torschützen und dem Ehrgeiz unserer »jungen Wilden«. Mit Blick auf unsere Konkurrenten hat sich das bestätigt, was ich im Vorfeld vermutet hatte. Die Meisterschaft wird über Bühlertal, Bühl, Oppenau und Durbach gehen.
Wie klappt die Zusammenarbeit mit Kollege Marc Lerandy, dem Chef-Trainer des SVO-Oberliga-Teams, und gibt es da ab und zu Meinungsverschiedenheiten wegen Spielerabstellungen?
Geppert: Ich denke, wenn wir welche hätten, dann würden beide Mannschaften nicht so gut platziert sein. Erfolg ist nur in einem harmonischen Umfeld möglich. Wir tauschen uns jeden Montag im Trainerstab aus und analysieren die Gesamtsituation. Fokus liegt logischerweise auf dem Oberligateam, doch das Perspektivteam nimmt eine wichtige Rolle ein und hat seinen Stellenwert.
Mit welchen Vorgaben schicken Sie Ihre Mannschaft in die zweite Halbserie und glauben Sie an einen vierten Aufstieg des SVO II dann in die Verbandsliga?
Geppert: So weit gehen meine Gedanken nicht. Fokus hat das schwere Spiel am Samstag in Durbach. Danach steht noch das letzte Pflichtspiel gegen Sinzheim an. Danach werden wir 2017 analysieren und gegebenenfalls neue Ziele definieren.
Aber angenommen es könnte mit einem Aufstieg klappen: Würde und kann der SVO eine Ober- und eine Verbandsliga stemmen?
Geppert: Diese Frage geht wohl eher an die Vernatwortlichen des SV Oberachern. Sportlich gesehen will jeder Spieler und Trainer das Maximale und strebt danach, sich mit den Besten zu messen. Wir werden sehen was die Zukunft bringt und was der sportliche Lohn unserer intensiven Arbeit sein wird.
In Durbach, Ihrer Heimatgemeinde, auch als Fußballer, startet der SVO II am Wochenende in die Rückrunde. Mit welchen Erwartungen blicken Sie dieser Partie entgegen?
Geppert: Für mich ist das Spiel natürlich Adrenalin und Freude pur. Das Hinspiel war wohl das rassigste und intensivste Spiel der Vorrunde. Mal sehen wie wir die hohe Hürde beim heimstarken TuS meistern.
Stefan Geppert
Alter: 39
Familienstand: verheiratet und Vater von zehnjährigen Zwillings-Töchtern
Beruf: Diplom-Handelslehrer für die Fächer BWL und Sport an den Kaufmännischen Schulen Offenburg
Trainerlizenz: DFB-Elite-Jugend-Lizenz; UEFA-B-Level
Wohnort: Durbach
Fußballer seit: 1984
Aktiver Spieler: TuS Durbach, SV Oberkirch
Trainerstationen: Alle Jugendmannschaften ab D-Junioren der SG Durbach, oft »Feuermann« als Spielertrainer in Durbach, A-Jugend der SG Durbach (Bezirkspokalsieger und Landesliga-Aufstieg); im Seniorenbereich: TuS Durbach, SV Sinzheim, SV Oberachern
Erfolge als Coach: Bezirkspokalsieg und Landesliga-Aufstieg mit A-Junioren SG Durbach, Aufstieg SV Oberachern II in die Landesliga.